In Maastricht (Niederlande, nahe Belgien) versuchte ich mehrere Tage lang einen Coronatest zu bekommen. Vergeblich, wo ich hinkam und nach einem Test fragte, wich man zurück. Jeder dachte ich hätte Symptome. Nichts zu machen. Es gab zwar ein Riesencoronatestzentrum, aber es war zu. Nach zwei Tagen druckte ich mir im Hotel Einreisedokumente für Belgien aus und fuhr einfach ohne Test los. An der ersten belgischen Schleuse fragte ich ob ich hochgehen solle wegen der Formalitäten. Im tiefsten wallonisch wurde mir gesagt ‚c’est bon pour une fois‘ (das lasse ich nochmal durchgehen, im Unterton war deutlich ein Lachen zu hören). Ich war wieder zurück in meiner Kindheit, und fühlte mich wieder irgendwie zu Hause, denn ich bin ja in Brüssel aufgewachsen. Und dieses „C’est bon pour une fois“ hatte ich an der Schule und bei so vielen anderen Gelegenheiten gehört, dass nun wieder alles so war wie in der Kindheit. In Belgien gings sehr problemlos voran, man konnte an vielen Stellen anlegen oder einkaufen. Der Schiffsverkehr wurde immer geringer und ich war wegen der Jahreszeit weit und breit das einzige kleine Boot unterwegs. Die Pandemie spielte sich irgendwo anders ab, glaubte man. Auch die in Internetblogs gefürchtete Wasserschutzpolizei (haben Sie einen Zweitmotor an Bord? Ja, ich habe 2 Paddel für den Notfall. C‘ est bon pour une fois) liess sich nicht blicken. In Liège sah ich die dann mal beim Kartenspielen. Gehalten habe ich ein paar Tage in Liège, mitten in der Stadt. Wollte den Liegeplatz zahlen, aber alle meinten dass der Hafenmeister wegen Corona Angst hätte und zu Hause sei. So sass ich fest im Hafen, weil ich nicht den Zahlencode für die Tür hatte. Natürlich wurde mir augenzwinkernd der Code verraten und ich konnte Stella Artois und Eclairs besorgen. Fuhr dann weiter, bezahlen war nicht möglich, keiner ging ans Telefon. C’est bon pour une fois.

im Hafen von Liège 
Liège 


Liège
In Namur parkte ich mit dem Boot direkt vor einem eleganten Hotel, dessen Name ich lieber verschweige, und nahm mir ein schickes Zimmer und war glücklich es wieder warm zu haben. Abends war nun überall couvre-feu (Ausgangssperre). Als ich an der Tür eines Konferenzsaals im Erdgeschoss vorbeikam, ging plötzlich die Tür auf. Ich konnte reinsehen und erkannte dass da im Zigarettenrauchnebel mit lauter Musik eine grosse Gruppe Hochzeit feierte, man tanzte dicht an dicht und keiner hatte einen Mund-Nasenschutz auf und der Alkohol schien in Strömen zu fliessen. Am Empfang amüsierte man sich etwas als ich zum einchecken mit Maske ankam. Und auch sassen wir beim Frühstück wieder alle zusammen, wenn auch mit Abstand. Hier im Hotel bekam ich eine fürchterlichte Gallenkolik nachts um 2 Uhr. Kam mit Blaulicht ins Regionalkrankenhaus mit Verdacht auf Herzinfarkt. War aber keiner. Inklusive Blaulichttransport hat mich die ganze Nacht 150 € gekostet. Erst später in Deutschland wurde ich dann operiert, nachdem ich wieder eine Kolik bekam. Der Transport im Krankenwagen kostete mich dann 710 €, für zufälliger Weise rund 500 m Weg.

Krankenhaus in Namur 


in Namur, vorm Hotel geparkt
Nachdem es mir wieder besser ging, fuhr ich weiter nach Dinant in den Ardennen. Ich kam am letzten halbwegs noch warmen Tag nach unglaublich schöner Fahrt in Dinant an, und am Maas-Hafen sassen viele Leute in der Abendsonne. Für die nächsten Tage war kühles und regnerisches Wetter angesagt. Ich legte an, und es war dann wieder einer der schönsten Abende der ganzen Reise. In den nächsten Tagen bereitete ich mich auf Frankreich vor und parkte das Boot vor einem Ibis-Hotel, etwa 15 km vor der Grenze. Dort herrschte ein extremes Regime: zum frühstücken musste man eine telefonische Bestellung aufgeben und auf Rückruf warten, Dann wurde man nach unten gerufen, wo eine vermummte Angestellte eine Papiertüte auf einen Tisch stellte und sich dann wie in einem OP-Saal langsam rückwärts entfernte. Man nahm dann die Tüte aufs Zimmer um dort zu frühstücken.

Dinant 


geparkt vor Hotel Ibis in Dinant 
Tanken mit zwei Kanistern und Rentnerkarre. Die Tankstelle war nur 1 km entfernt 
Tourismus war unerwünscht 
das Abhol-Frühstück im Zimmer (Dinant) 
eines der vielen Hinweisschilder zur Ladenschliessung in Dinant