Holland

Um es kurz zu sagen: in Holland habe ich mich wohl gefühlt, wohler als in den vorherigen Tagen in Deutschland. Die Fahrt nach Nijmegen war wegen des Verkehrs wieder etwas anstrengend, aber nach der Ijssel-Abzweigung wird der Waal (so heißt dann der Rhein) etwas ruhiger und gemütlicher. Hatte mir etwas Sorgen gemacht den Waal zu kreuzen, aber es ging dann doch relativ einfach und es hat sogar Spass gemacht im Verkehr zu kreuzen. Deutlich konnte ich sehen dass ich genau beobachtet wurde, vielleicht half auch mein AIS-Signal (ein regelmässiges Funksignal, das meine Position, Kurs und Geschwindigkeit meldet). Im Passantenhafen war nicht viel los, es war ja schon Herbst und die Saison vorbei. Lag zwischen alten gemütlichen Wohnbooten. Nachts wurden da wohl auch Drogen geschmuggelt oder irgendwas anderes.

In Nijmegen – Stadt kamen alte Kindheitsgerüche herbeigeweht, es roch nach Kip-Sate und Lumpia und nach irgendwas holländischen. Meine alten Flämischkenntnisse reichten super aus um klarzukommen und ein paarmal wurde ich angelächelt weil ich nicht auf deutsch Fragen stellte. Restaurants hatten trotz Pandemie auf, aber jeder achtete etwas auf Abstand. Es war so etwas wie eine gedrückte Stimmung zu spüren, alle ahnten daß sich etwas zu ändern schien. Am nächsten Tag kam überraschend der Lockdown und die Stimmung wurde sofort noch gedrückter. Gerade ältere Menschen hatten sichtbar Sorgen. Ich konnte noch viele Lebensmittel einkaufen und bekam aktuelle Karten für die Strecken bis tief nach Frankreich. Die Niederlande sind sowieso perfekt für Bootsfahrer: in jeder größeren Stadt lässt sich Ausrüstung aller Art finden.

Von Nijmegen ging es über einen Verbindungskanal in die Maas. Zum Glück ist die Gegenströmung nur schwach, ich schätze 1 oder 2 kmh. Tatsächlich kam ich nun nur noch mit rund 6 kmh voran, in Ufernähe gings etwas schneller. Die Schleusen waren oft riesig und teilweise gefährlich. Hier wäre es ohne Funk noch schwieriger. Ich wurde stets mit Frachtern zusammen geschleust, zu meiner Überraschung fuhren die aber oft nach mir ein. In einem Fall (Name der Schleuse verschweige ich lieber) waren vorne schon zwei Frachter parallel eingefahren und es kamen zwei weitere. Ich sollte dann zwischen die beiden Letzten reinfahren, also eingequetscht. Ich sah mir die Einfahrt der beiden Frachter an und konnte sehen daß sie Schwierigkeiten hatten jeweils parallel zueinander zu bleiben und sie tanzten regelrecht etwas hin und her. Aus meiner Sicht war das lebensgefährlich, sie hätten mich zerquetschen können. Alle waren im Funk erleichtert als ich mich weigerte, man konnte das irgendwie spüren. So wurde ich dann in eine andere Kammer gelotst, wo alles ganz einfach war.

Einmal holte ich mir in einer Kurve was zu trinken und liess das Boot 30 Sekunden auf Autopilot laufen. Prompt sass ich im Sand fest. Zum Glück schleppten mich Angler frei. In machen engen Kurven vor Maastricht musste ich im AIS die Entgegenkommenden schon ins Auge nehmen, es ist unangenehm nach Stunden des Fahrens plötzlich einen Frachter an einer engen Stelle vor sich zu haben. Mit einer Behelssantenne (die normale Antenne ist ja auf dem abgebauten Mast) konnte ich die Schiffe etwa 5 km weit sehen. Später baute ich eine bessere Antenne an exponierterer Stelle und hatte dann eine Funksicht von fast 10 km.

In Holland gab es zwar manchmal Probleme einen Platz zum schlafen zu finden, aber es war dennoch besser als in Deutschland. Insgesamt war ich etwa zwei Wochen lang zur Erholung in einem Hotel. In dieser Pandemiezeit war das eigentlich unproblematisch. Jedes musste eine Maske tragen und es gab meist keinen Restaurantbetrieb, oder nur nach Reservierung. Beim Frühstück sassen wir dann aber alle zusammen.

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