Juni 2020: letzte Vorbereitungen

Im Juni 2020 ging es endlich los. Inzwischen hatte mein Ex-Schwager mir geholfen wenigstens den Ölwechsel zu machen. Er zeigte sich jedoch ausgesprochen skeptisch was das Boot anging. Ich baute noch fix einen 180 W Photovoltaikkollektor aufs Achterdeck, der mir später das Leben auf dem Boot erleichterte. Dazu holte ich mir aus dem Baumarkt in Rostock Edelstahlrohre, flexte sie auch die richtige Länge und baute einen Aufbau mit Edelstahlverbindungsteilen zur Reling und zum riesigen „Überrollbügel“ des Boots nach vorne. Da der Kollektor zu spät nach Sylt geliefert wurde, musste ich extra noch einmal nach Hause fahren um ihn abzuholen. Der Aufbau war nach etwa 2 Stunden fertig und lässt sich auch wieder abbauen. Zusammen mit dem Regler war ich nun elektrisch völlig autonom. Ein später in Braunschweig gekaufter Campingkühlschrank konnte bei der Sommerhitze 2020 tagsüber gut mitlaufen. Es kamen bei Sonne bis zu 8,5 A rein. Ich baute neben der Marine VHF-Anlage auch eine Kurzwellenanlage ein (IC 7100) mit automatischem Tuner und Vertikalantenne von 7m. Die Antenne kann ich in 30 Sekunden auf- und wieder abbauen. Gegenpol ist die Reeling. Es ist eine alte VHF/UHF Diamond 7000. Der Sender hat eine Leistung von 100 Watt und verbraucht beim senden maximal 20 A. Zum Sendebetrieb braucht man eine Erlaubnis. Diese gilt im wesentlichen in ganz Europa und in vielen weiteren Ländern. Mit der Anlage komme ich in den Abend- und Nachtstunden auf 80m (80m Wellenlänge, hier 3,5 bis 3,8 MHz) regelmässig etwa 1000 Km weit, auch wenn hier der Wirkungsgrad der Antenne bei vielleicht nur 25% liegt. Gegenüber meinem Wohnmobil funktioniert die Anlage auf dem Boot sehr viel besser. Tagsüber muss man auf 60m oder 40m wechseln für den Deutschland- oder Europaverkehr. Bei guten „Ausbreitungsbedingungen“ (in Abhängigkeit vom elfjährigen Zyklus der Sonnenfleckenzahl) wird man auf 20m oder höher sogar weltweit gehört. So habe ich vor Jahren regelmässig von Nordafrika aus mit vielen anderen Seglern in der Karibik oder auf der „Barfussroute“ im Atlantik gesprochen. Einmal gelang mir ein Gespräch mit einem Segler bei Tahiti, und zweimal ein Gespräch mit einer russischen Forschungsstation in der Antarktis. Einmal hatte auch ein Lufthansapilot auf dem Weg nach Ägypten kurz Zeit für einen Klönschnack auf 20m Wellenlänge. In Erinnerung bleibt mit auch ein langer Kontakt zu einem Segler im Atlantik, dem sein Vorstag riss. Zu mehreren hielten wir über viele Stunden regelmässig Kontakt zu ihm. Auf Kurzwelle tummeln sich in abgelegenen Orten auch etliche „Piraten“ – Segler ohne Sendeerlaubnis. Manche benutzen auch Fake-Rufzeichen. (Zu diesen etwas komplexeren Themen werde ich noch einen getrennten Artikel schreiben)

Dann wurde aufgetankt, Wasser getauscht, nach dem Wetter geguckt und die Karten gescheckt.

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