2018, fünf Jahre nach dem Tod meiner Frau, wurde in Kühlungsborn bei Rostock eine gebrauchte Hunter 310 von 1997 mit knapp 10m Länge angeschafft. Ein GFK-Boot mit eher schwachem 18 PS-Motor von Yanmar und nicht gerade der schnelle Segler. Für mich als Solosegler die richtige Größe, auch wenn es sich eher um ein Schönwetterschiff handelt, gebaut um viel Licht unter Deck zu haben und mit einer Art Anschein von „easy sailing“ und „DS“. Und den Großbaum kann man gar nicht an den Kopf bekommen, denn das Boot hat eine Art „Überollbügel“. Meine Frau hatte einmal auf einem anderen Boot bei einer Halse den Baum an den Kopf bekommen und hatte dabei Glück gehabt. Das Boot hatte mehrere Vorbesitzer und war in der Ostsee als Charterboot im Einsatz und daher auch schon deutlich „weichgesegelt“ und mit kleiner, aber nicht ungefährlicher Beule im Alumast. Zuletzt war es beim letzten Besitzer eigentlich nur noch als Angelboot unterwegs. Daher nichts für schlechtes Wetter, aber eigentlich das richtige Boot fürs Mittelmeer bei gutem bis brauchbaren Wetter. Und noch einigermassen in Schuss. Durch die vielen Fenster auch hell im Innern. Ich fühle mich auf den alten, dunklen Booten nie wohl.
Von Anfang an machte mir der Motor mit seinen starken Vibrationen die größten Sorgen. Ein 2GM20-Yanmar 2-Zylinder mit 18 PS. Wegen der Coronapandemie von Frühjahr 2020 fand sich weit und breit niemand, der jetzt eine Wartung machen konnte oder wollte. So bin ich monatelang ohne Temperaturanzeige durch Europa unterwegs gewesen und habe mir mit Tricks geholfen die Temperatur zu schätzen. Ohne Temperaturanzeige und Alarm fuhr ich den Motor auch viele Monate nur mit etwa halber Leistung. Auch zur Gasanlage wollte oder konnte mir niemand helfen. Es stellte sich heraus, daß die eingebauten Gasbehälter gar nicht mehr produziert werden und auch nicht gefüllt werden konnten. So kaufte ich mir erstmal einen Campingkocher.
Von einem ehemaligen chinesischen Geschäftspartner erhielt ich drei Kartenplotter zum ausprobieren geschenkt, samt (leider etwas veralteten) Seekarten für die ganze Welt. Ein AIS Sender/Empfänger kam noch hinzu, in Erinnerung an viele dunkle Nächte und vernebelte Stunden im Mittelmeer, in denen man oft herumrätselte wer da eigentlich mit welchem Kurs in der Nähe unterwegs war. Karten der Kanäle und Flüsse waren nur zum Teil bei meiner westerländer Buchhandlung zu bekommen, die Lücken wollte ich unterwegs füllen. Zusätzlich holte ich mir die elektronischen Binnenschiffahrtskarten von Navionics für einen tablet-Computer und lud die App NavShip umsonst aufs Handy. Diese App hat mir oft geholfen, auch wenn der Stromverbrauch so hoch war, daß ich die App immer nur bei Bedarf mal genutzt habe. Aber ich baute mir während der Fahrt noch eine USB-Buchse an die Steuersäule.

links Kurzwelle, rechts Marine VHF, unten Kartenplotter mit AIS-Empfänger 


Der AIS-Sender und Zweitempfänger
Tatsächlich war vor Anfang der Fahrt nicht ganz klar, welchen Weg ich nehmen würde. Zum einen bekam ich nicht ganz heraus, wie ich vom Rhein in die Maas sollte, offenbar ging der Weg über Nijmegen am Waal. In Holland wollte ich dann versuchen die Karten von Holland zu kriegen. Immerhin hatte ich aber die Karten von Maastricht bis Frankreich. Und von Frankreich wusste ich, dass ich Corre, Salon sur Saone und Lyon passieren müsste. Da der Mast gezogen werden musste, musste ich auch eine Lösung für „Dampferlicht“ und Ankerlicht suchen.
Aus Zeitmangel habe ich nur ein paar Testfahrten gemacht. Die Idee war immer das Boot dann irgendwie ins Mittelmeer zu bekommen. Der Transport per LKW hätte deutlich mehr als die Hälfte des Bootswerts gekosten und schied gleich aus. Da meine Frau und ich das alte Boot 1999 (Tiefgang: 1,85m) eigentlich releativ problemlos von Lemmer (Niederland, Ijsselmeer) über Flüsse und Kanäle ins Mittelmeer gebracht hatten, war das nun auch der neue Plan für 2020. Diesmal hatte ich 1,75 m Tiefgang.

