Weiterfahrt über Namur nach Westen

Nachdem mich mein Freund Thomas mit meinem ganzen Gepäck (darunter zwei Schlauchboote und ein Elektroaussenborder) nach Belgien gefahren hat, bin ich am 18. Mai von Anseremme in den Ardennen etwas traurig nach Namur zurückgefahren. Ausgerechnet nach Norden. Vorher war ich noch ein paar Tage in einer Ferienwohnung in Dinant. Ich kann mit dem Boot nicht über die Maas weiter in den Süden kommen. Auch der canal des Ardennes ist geschlossen, genauso wie der Fluss Sambre in Frankreich (bis Sommer oder sogar September 2021). So bleibt nur noch ein Weg nach Norden, Westen und schließlich Süden in die französische Picardie, über Valenciennes und danach Reims. Ich bin dann noch eine Woche in Namur geblieben in der Hoffnung daß das Wetter sich bessert.

Heute, am 23. Mai gings dann los von Namur aus. Ohne Regen, aber mit starkem Gegenwind gings rein in die belgische Sambre., Richtung Westen immerhin.

Am Nachmittag war ich dann kurz vor Charleroi. Da es in Charleroi keine Haltemöglichkeiten gibt, habe ich erstmal provisorisch in einem Wendebecken festgemacht.

Dann ging es durch Charleroi, in mehreren Kurven. Links und rechts hohe Betonwände Holzdalben. Es gab zum Glück fast keinen Verkehr. Dann ging es nach rechts in den Charleroi-Brüssel Kanal. Außerhalb der Stadt war es ein schönes Fahren, fast ohne Schiffsverkehr. Wie immer waren die Schleusen schon auf mich vorbereitet und die Ampel war grün. Es ist ein moderner, neuer Kanal mit Schwimmpollern. Wie jeden Tag stürmte es und regnete es aus Westen, anfangs drehte der Wind auf Süd und ich raste mit Rückenwind 8,5 km/h voran, dann in der nächsten Kurve kam ich dann teilweise nur mit 3 km/h weiter. Jeden Tag war ich bis auf die Haut und Schuhe nass, bei Temperaturen von 8-12 Grad. Bei zwei Häfen musste ich bei 1,8m WT enttäuscht umdrehen, so legte ich dann bei Dow Chemicals an, wo es die ganze Nacht nach Chemie stank. Weiter in den canal du centre wo auch nur wenig Schiffsverkehr war. Ich glaube es waren nur vier Frachter den ganzen Tag. In Richtung Westen kam mir der Wind mit etwa 5 Bft entgegen. Es bildete sich eine kleine Windsee mit abwehender Gischt und die Geschwindigkeit lag wieder bei nur noch drei oder vier Km/h. Stellenweise Gewitter, Sturzbäche und sogar Hagel, denn ich hatte eine Kaltfront erwischt. Schließlich kam das Schiffshebewerk Strepy-Thieu in Sicht, hinter mir fuhr lauernd die Polizei im Schlauboot, ganz offensichtlich genervt über meine langsame Fahrt und das Wetter. Kam gleich rein in die Anlage, Ampel war grün. Dann ging es sage und schreibe 73 Meter abwärts, während 1000 Tonnen Gegengewichte nach oben fuhren. Während der Abfahrt wurde mir dann signalisiert daß ich danach kontrolliert werde. Man war sichtlich erstaunt über meine 11-monatige Irrfahrt von der fernen Ostsee und meinem leichten belgischen Akzent. So konnte man auch nichts finden was zu beanstanden war. Musste aber meine Handynummer angeben, da meine Versicherungsbescheinigung nur eine Fotokopie war. Während ich alleine die An- und Ablegemanöver in einer Minute absolvierte, war das bei der Dreiergruppe etwas anders. Da mussten erst Befehle nach unten durchgereicht werden, und das dauert dann.

Was heute, am 25. Mai so los war? Wieder völlig nass geworden. Am Morgen hatte ich noch die feuchten Sachen vom Vortag anziehen müssen. Wieder hatte der angesteuerte Hafen in Mons zu wenig Tiefgang, und ich musste bei einer Baustelle anlegen. Es kam ein Frachter in voller Fahrt vorbei und zeriss mir mit der Bugwelle einen meiner besten Festmacher aus Naturmaterial. Einen von den zwei, die ich beim schleusen benutze. Peng! Dann war die Lichtmaschine abgerutscht und der Keilriemen rutschte, was ich an der Batteriespannung sah. Ich musste sie wieder hochdrücken, der Schraubenkopf war schon mehr rund als eckig. 15 Liter aus Kanistern nachgetankt, mein Verbrauch seit Namur. So ist der 80 L Haupttank wieder voll und ich weiss Bescheid. (auf keinem meiner/unserer drei bisherigen Boote habe ich den Tankuhren getraut, es waren eigentlich immer Orakel). In den nächsten Tagen sind die Wasserfilter dran.

der Keilriemen rutschte

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